Soest/ Möhnesee. Mit dem heutigen Ablassen des Ausgleichsweihers geht die Brückensanierung an der Sperrmauer des Möhnesees in die Endphase.
Die vom Ruhrverband beauftragte J. Lehde GmbH, Betonfertigteilspezialist und Generalunternehmer aus Soest, muss nach dem Ablassen des Weihers nun zunächst das Baugerüst auf Eisschäden hin überprüfen, dann können die finalen Arbeiten beginnen: Auf dem Schieberhaus-Vorbau muss noch eine rund 30 Quadratmeter große Verbindungsfläche zwischen den beiden neuen Brücken erstellt werden. Dies dauert voraussichtlich anderthalb Wochen Anschließend werden neue Geländer angebracht.
Bei dem Sanierungsprojekt an der Möhnetalsperre werden die beiden Zufahrtsbrücken zu den Schieberhäusern auf der nördlichen Seeseite komplett erneuert. Ein 400-Tonnen-Kran versetzte dafür bereits acht bis zu 23 Tonnen schwere Betonfertigteile – jeweils 7,5 Meter lang und 2,2 Meter breit. Diese konnten eingesetzt werden, bevor die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt fielen.
„So ein extremer Winter war einfach nicht vorhersehbar. Der starke Frost hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und nun hinken wir dem ursprünglichen Zeitplan etwas hinterher“, sagt Ludger Harder, Betriebsleiter des Talsperrenbetriebs Nord beim Ruhrverband. „Dies alles hat jedoch keine dramatischen Auswirkungen.“
Dass die Sanierungsmaßnahme in die dunkle Jahreszeit gelegt wurde, hatte jedenfalls triftige Gründe: Im Frühling und Sommer ist es nämlich problematisch, den Ausgleichsweiher komplett abzulassen, um dort das Baugerüst aufzustellen. „In dieser Jahreszeit ist die Talsperre stärker gefüllt und die die Wasserabgabe der Talsperre an die Ruhr steigt deutlich an“, erläutert Harder. Der Ausgleichsweiher wird dann aus wasserwirtschaftlichen Gründen stärker in Anspruch genommen. Außerdem ist der Ausgleichsweiher zusammen mit der Talsperre europäisches Vogelschutzgebiet und „ohne Not nimmt man den Wasservögeln das Wasser nicht weg“, so Harder.
Die Vergabe des Sanierungsauftrags für die Zufahrtsbrücken hatte der Ruhrverband zudem an eine wesentliche Grundbedingung geknüpft: Weil das Arbeitsvermögen des angeschlossenen Spitzenlastkraftwerks direkt vom Wasservolumen im Weiher abhängt, sollten die Leerzeiten des Weihers so kurz wie möglich gestaltet werden. Andernfalls hätte die Stromproduktion zu sehr gelitten.
Durch die Verwendung von Betonfertigteilen konnte die Firma Lehde die Leerzeiten auf knapp zwei Wochen reduzieren. In diesem Zeitfenster wurden sowohl die alten, sanierungsbedürftigen Brücken von einem Spezialbagger abgerissen, als auch das Baugerüst für die Erneuerung der Auflager aufgestellt. „In Ortbetonbauweise hätten die gesamten Arbeiten bis zu zehn Wochen länger gedauert“, erklärt Burkhard Bögge, Projektleiter bei Lehde. Das Unternehmen hätte die Brückenplatten in diesem Fall aufwändig einschalen, bewehren, betonieren, aushärten lassen und ausschalen müssen.
Mit den Betonfertigteilen arbeitet Lehde ähnlich wie die Betriebe in der Automobilindustrie nach dem Just-In-Time-Prinzip. Zeitliche Puffer sind dabei unnötig, da die fertigen Teile an der Baustelle nur noch montiert werden müssen. Die Bereiche Produktion, Transport und Montage greifen bei Lehde präzise ineinander. Der Vorteil dieses Verfahrens: Sämtliche Lager- und Wartezeiten fallen weg.
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